POLNISCHE DAMPFREVISIONEN 2004

Am 9.1.2004 traf die polnische Dampflokomotive OK22-31 vom Museumsdepot WOLSZTYN bei INTERLOK in Pila ein. Seit über 2 Jahren war keine polnische Dampflokomotive mehr in Pila zur Reparatur gegeben worden. Den bisher hatte die PKP auf qualitativ niedrigem Niveau eine billige Revisionsmöglichkeit in ihrem BW Gniezno (Gnesen) vorgehalten. Damit war seit Ende 2003 weitgehend Schluss.

Das Cargo-Unternehmen der Polnischen Staatsbahn PKP hatte nämlich einen Großteil der polnischen Museums-Dampflokomotiven aus seinem Inventarverzeichnis gestrichen. Damit wurden zukünftige Fahrten dieser Lokomotiven in Polen drastisch erschwert. Die Entscheidung war das Ergebnis eines lange schwelenden Streites zwischen PKP und dem Eisenbahnmuseum Warschau.

Bei der Bildung der polnischen Museumslok-Sammlungen in den achtziger Jahren wurden viele der PKP gehörende Dampflokomotiven zugleich dem Eisenbahnmuseum Warschau zugeschrieben. Dass die Exponate damit zwei Eigentümer hatten, sofern nicht klar zwischen Eigentümer und Besitzer unterschieden würde, war im Kommunismus mit seinem wenig spezifizierten staatlichen Eigentumsrecht unerheblich. Denn auch das Warschauer Museum gehörte zur PKP.

Mit der Kommunalreform 1998 wurde jedoch das Museum aus der PKP ausgegliedert und der Stadtverwaltung Warschau zugeschlagen. Die PKP ließ dennoch die Museumsloks auf ihren Geländen stehen und finanzierte im Rahmen der bescheidenen Möglichkeiten für einige der Lokomotiven Revisionen.

In letzter Zeit hatte jedoch das Warschauer Eisenbahnmuseum mit Verweis auf seine Besitztitel immer drohender finanzielle Beteiligung an der kommerziellen Nutzung der Museumsloks gefordert, die inzwischen nur noch den Museumsdepots in Chabówka und Wolsztyn zugeordnet sind. Da das Warschauer Museum bislang keine normalspurigen Dampflokrevisionen finanzierte, hat die PKP Cargo mit der Streichung der strittigen Dampfloks aus ihrem Register alle Verantwortung für diese Lokomotiven gekappt.

Es ist u.a. nicht mehr statthaft, dass PKP-Personal ohne vorherige Bezahlung auf ihnen fährt. Die Revisionsfristen sind in alleiniger Verantwortung des Museums einzuhalten. Eine Bekohlung aus PKP-Vorräten ist auf Bahnhöfen ohne vorherige Bezahlung unmöglich. Zugleich wurde festgelegt: Das BW in Gniezno, das als einzige PKP-Institution in Polen noch Dampflokomotiven revidiert, ist ab sofort für die Dampfloks des Museums und alle anderen Privatloks geschlossen. Damit können dem Warschauer Museum gehörende Dampflokomotiven, aber auch sämtliche polnischen Schmalspurloks, ab sofort nur noch in der Dampflokschmiede Interlok in Pila revidiert werden.

Bislang hatten zu polnischen Dumpingpreisen unter zweifelhaften technischen Bedingungen in Gniezno durchgeführte „Minimalrevisionen“ dazu geführt, dass in 2003 bei Interlok keine einzige polnische Dampflokrevision in Auftrag gegeben worden war. Betroffen von den Entscheidungen ist vor allem auch das britisch-amerikanische Reisebüro „The Wolsztyn Experience“ um den in Wolsztyn lebenden Engländer John Howard. Dieses Büro hatte in der Vergangenheit in Absprache mit der PKP komplette Dampfzüge gemietet und gegen hohes Entgelt ausländische Kunden als Dampflokführer und Heizer im Führerhaus über PKP-Strecken fahren lassen. Für 2004 wurden bereits mehrere Sonderzüge mit der Schnellzuglok Pm36-2 ausverkauft. Da diese Lok ab sofort ebenfalls aus dem PKP-Inventar gestrichen wurde, war auch die im Januar 2004 fällig gewesene Revision dieser Lokomotive unmöglich. Denn die Briten hatten für die Revisionskosten schon eine Teilsumme gesammelt. Das Warschauer Museum hatte aber noch nicht einmal die Finanzen, um den Restbetrag abzudecken.

Aus diesem Grund hatte „The Wolsztyn Experience“ sich entschlossen, mit dem angesparten Geld die Revision der Museumslok Ok22-31 komplett alleine zu finanzieren. Am 9.1.2004 kam die Lokomotive bei Interlok in Pila an, Ende Mai 2004 wurde sie nach Wolsztyn ausgeliefert.

(Fotos:Schmidtendorf)

„The Wolsztyn Experience“ wird sich bemühen, weitere Museumslokomotiven in Pila zur Revision zu bringen. Die Briten stellten dabei jedoch klar: Sie werden keine Museumsloks deutscher Herkunft finanzieren. Wenn deutsche Dampflokfreunde in Polen mit solchen Lokomotiven fahren wollten, sollten sie es den Briten nachmachen und sich an fälligen Revisionskosten beteiligen. Ganz geheuer scheint den Briten derzeit jedoch das Thema PKP auch nicht zu sein. Denn sie bemühen sich für zukünftige Sonderfahrten mit ausländischen Lokführern um die Nutzung einer aufgegebenen Ex-PKP-Strecke sowie der industriellen Sandbahn. Neueste Aktion des Briten: Er hat von der Schmalspurbahn in Gniezno (Gnesen) die Dampflokomotive Px48-1785 bis Ende Oktober angemietet. Eingesetzt wird die Maschine auf der 750mm-Schmalspurstrecke von Smigiel. Nach Bedarf ist die Maschine unter Dampf und fährt viermal pro Tag Planzüge nach Stare Bojanowo an der Strecke Poznan - Leszno

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